MS DOS Spiele auf Windows 11: 5 Praktische Tools
In diesem Artikel beschreibe ich verschiedene Tools wie man MS DOS Spiele unter Windows 11 zum laufen kriegt. Nicht bedacht dabei sind Spiele, die speziell für Windows XP oder neuer Entwickelt wurden. Einige Tools aber (wie ScummVM) können diese Spiele aber auch zum laufen bringen. Die Reihenfolge der Tools ist danach geordnet wie einfach das Tools zu verwenden ist – explizit nicht danach wie kompatibel es mit verschiedenen Spielen ist!
Wer lieber guckt als liest, dieser Artikel gibt es auch als Video auf YouTube:
Übersicht
ToggleTool 1: ScummVM: Für alte Adventure-Spiele
Wenn ihr alte Adventure-Spiele liebt, dann ist ScummVM wahrscheinlich das beste Geschenk, das euch die Retro-Community je gemacht hat. Ursprünglich wurde das Tool entwickelt, um die legendäre SCUMM-Engine von LucasArts zu unterstützen – also Spiele wie Monkey Island, Day of the Tentacle oder Maniac Mansion.
Doch dabei ist es nicht geblieben: Heute kommt ScummVM mit einer ganzen Reihe weiterer Engines klar. Darunter z. B.:
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LucasArts-Klassiker wie Monkey Island 1–3, Sam & Max Hit the Road, Full Throttle
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Sierra-Adventures wie King’s Quest, Space Quest, Leisure Suit Larry
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Moderne Adventure-Engines wie bei Grim Fandango oder Broken Sword
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Dazu noch viele kleinere Adventures, die damals nie einen „modernen Port“ bekommen haben
Kurz gesagt: Alles, was stark auf Dialog, Rätsel und Point-and-Click setzt, läuft in ScummVM meist besser als auf echter Hardware.
Das Prinzip ist simpel: ScummVM ersetzt die alte Spiele-Engine durch eine moderne Variante. Heißt konkret: Ihr nehmt einfach die Spieldateien von eurer CD (oder Diskette – Respekt, wenn ihr die noch habt!), kopiert sie in einen Ordner auf der Festplatte, fügt das Ganze in ScummVM hinzu – fertig. Kein Herumfrickeln mit Treibern, kein „Warum macht meine Soundkarte komische Geräusche?“, sondern direkt losspielen.
Natürlich hat der Komfort auch einen kleinen Haken: ScummVM verändert das Spielerlebnis ein bisschen. Kopierschutzabfragen verschwinden, Bugs werden still und heimlich gefixt, manchmal tauchen sogar Inhalte auf, die im Original gar nicht zugänglich waren. Klingt erstmal cool – aber Puristen könnten die Nase rümpfen, weil das Spiel eben nicht 1:1 so läuft wie damals auf der Originaldiskette. Besonders auffällig ist das beim Speichern: Statt des alten Speicherbildschirms gibt’s das ScummVM-Menü. Funktioniert top, aber ist eben nicht ganz das Original.
Unterm Strich ist ScummVM aber die mit Abstand bequemste Lösung, wenn ihr einfach nur mal wieder mit Guybrush über Mêlée Island stolpern, Indy hinter dem Schicksal von Atlantis herjagen oder Larry durch die Bars ziehen lassen wollt.
Zum Tool: https://www.scummvm.org/
Tool 2: ZDoom – Für Doom & CO
Ihr steht eher auf Ballern statt auf Pixel-Rätsel? Dann seid ihr hier richtig. ZDoom (und die modernere Variante GZDoom) sind die Tools eurer Wahl, wenn es um alles geht, was auf der legendären Doom-Engine basiert.
Das bedeutet konkret:
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Doom & Doom II – die Klassiker schlechthin
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Heretic & Hexen – Fantasy-Ballerei aus den 90ern
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Strife – ein Story-lastiger Shooter mit Rollenspielelementen
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Wolfenstein 3D – streng genommen nicht ganz Doom-Engine, wird aber trotzdem unterstützt
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und diverse Mods, Fan-Levels und Total Conversions
Was macht ZDoom nun so besonders? Im Gegensatz zu ScummVM geht’s hier nicht nur darum, die Spiele einfach lauffähig zu machen. ZDoom pimpt das Ganze direkt ein Stück auf: bessere Auflösung, moderne Sound-Optionen, Maussteuerung out of the box, teilweise sogar Effekte, die es früher nie gegeben hat. Mit GZDoom bekommt ihr on top noch OpenGL-Support, was die alten Level gleich viel flüssiger und hübscher erscheinen lässt.
Der Nachteil? Naja, Puristen rollen an dieser Stelle vielleicht mit den Augen. Denn ZDoom ist selten eine 1:1-Erfahrung wie damals auf dem 486er. Klar, man kann vieles konfigurieren und die Verbesserungen auch deaktivieren – aber es bleibt ein „gepimptes“ Doom. Wer also den Pixelbrei exakt so erleben will, wie er früher über den Röhrenmonitor flackerte, der greift besser zur guten alten DOSBox.
Für alle anderen gilt: ZDoom ist Doom Deluxe. Schnell installiert, leicht einzurichten und mit jeder Menge Komfort. Und ganz ehrlich – wenn der erste Imp euch in Doom II entgegengrummelt und ihr dabei butterweiche Steuerung und knackigen Sound habt, dann stört es nicht wirklich, dass es nicht ganz so hakelig läuft wie 1994.
Zum Tool: https://zdoom.org/index
Tool 3: DOSBox – der einfache Alleskönner & Standard-Lösung
Und jetzt kommen wir zum absoluten Klassiker: DOSBox. Wenn ihr irgendein altes DOS-Spiel in die Finger bekommt und nicht genau wisst, welches Tool es unterstützt – dann ist die Antwort meistens: „Probier’s mit DOSBox.“
Was macht das Programm eigentlich? Kurz gesagt: DOSBox emuliert einen kompletten DOS-Rechner. Stellt euch vor, ihr habt wieder einen alten PC mit MS-DOS, Soundblaster-Karte und VGA-Grafik – nur eben als Software auf eurem modernen Rechner. DOSBox übersetzt dabei alles, was das alte Spiel an Befehlen raushaut, in etwas, das Windows 10 oder 11 versteht.
Das bedeutet:
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Ihr könnt Disketten- oder CD-Inhalte mounten, also so tun, als hättet ihr das echte Laufwerk noch.
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Ihr könnt einstellen, wie schnell euer „virtueller DOS-Rechner“ sein soll (damit Spiele nicht zu langsam oder zu schnell laufen).
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DOSBox kümmert sich um Soundkarten-Emulation – meist reicht ein Häkchen bei „Soundblaster“, und schon knattert die Musik wie früher.
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Es läuft in einer Art sicherer Sandbox, sodass eure modernen Festplatten vor wilden DOS-Experimenten geschützt sind.
Der Vorteil: Mit ein bisschen Übung könnt ihr praktisch jedes DOS-Spiel damit ans Laufen kriegen – vom Wirtschaftssimulator Die Hanse bis hin zu Autobahnraser. Sogar viele Spiele, die GOG oder Steam als „modern lauffähig“ verkaufen, laufen unter der Haube einfach in einer vorkonfigurierten DOSBox.
Natürlich hat das Ganze auch seine Tücken:
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Man muss sich an das Mounten von Verzeichnissen gewöhnen („mount c c:\dosgames“ – und schon hat man sein virtuelles C-Laufwerk).
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Die Konfiguration kann anfangs abschreckend wirken: Zyklen, CPU-Kerne, Grafikausgabe, Tastaturlayout … da gibt’s einiges, was man einstellen kann.
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Windows 95 oder 98 bekommt ihr in der Standard-DOSBox nicht zum Laufen – dafür bräuchte es spezielle SVN-Builds oder Virtualisierung.
Trotzdem: Wer nur ein Tool beherrschen möchte, um DOS-Spiele zu spielen, nimmt DOSBox. Es ist die zuverlässigste und flexibelste Lösung – quasi das Schweizer Taschenmesser der Retro-Emulation.
Zum Tool: https://www.dosbox.com/
Hilfeartikel: Spiele einrichten unter DosBOX
Tool 4: Virtualisierungssoftware wie VirtualBox – Wenn komplizierter wird
Wenn DOSBox das Schweizer Taschenmesser ist, dann ist Virtualisierung die Werkzeugkiste im XXL-Format. Statt nur DOS zu emulieren, macht ihr hier gleich den ganzen Rechner nach – also vom BIOS über die Festplatten bis zum Betriebssystem.
Das bekannteste Tool dafür ist VirtualBox. Damit könnt ihr euch quasi einen zweiten PC innerhalb eures Windows 10/11-Systems bauen. Ihr legt fest, wie viel RAM er hat, wie schnell der Prozessor sein soll, welche Grafikkarte er „vorgaukelt“ – und dann installiert ihr da drin einfach ein Betriebssystem. Ja, richtig gelesen: Ihr könnt in VirtualBox zum Beispiel Windows 98 oder FreeDOS aufsetzen, als hättet ihr wieder einen echten Retro-Rechner.
Das hat ein paar dicke Vorteile:
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Spiele, die schon eher an die Windows-Ära grenzen (Win 95/98), laufen hier oft besser als in DOSBox.
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Ihr könnt ein komplettes Retro-System mit allem Drum und Dran einrichten – auch für Software, die nicht nur Spiele ist.
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Ihr seid extrem flexibel und könnt verschiedene Konfigurationen ausprobieren, ohne eure echte Hardware zu verbiegen.
Aber: So cool das klingt, es gibt auch deutliche Nachteile. Vor allem bei der Grafik kommt VirtualBox schnell an Grenzen. Alte 3D-Titel oder Spiele mit spezieller DirectX-Unterstützung sind in einer VM eher zickig. Auch die Einrichtung ist nichts für Ungeduldige – ihr müsst Images einbinden, Treiber installieren, Systeme konfigurieren. Einsteigerfreundlich ist das Ganze also nicht.
Kurz gesagt: Virtualisierung lohnt sich dann, wenn ihr mehr wollt als nur ein Spiel starten. Wer aber einfach nur Monkey Island oder Doom zocken möchte, ist mit ScummVM oder DOSBox besser bedient. Für Hardcore-Nerds dagegen ist es schon ein geiles Gefühl, in einem virtuellen Windows 98 den Desktop hochfahren zu sehen – inklusive Startsound, versteht sich. Aber man braucht halt entsprechende IT Kenntnisse!
Tool 5: PCem – Wer wirklich alles zum laufen kriegen will
Während DOSBox eine DOS-Umgebung bereitstellt und VirtualBox ganze Betriebssysteme virtualisiert, geht PCem noch einen Schritt weiter. Dieses Tool emuliert nicht nur die Software (im Sinne von: x86 Architektur), sondern die komplette alte Hardware – von Prozessor und Mainboard bis hin zu Grafikkarten und Soundkarten.
Damit lässt sich ein Retro-PC sehr detailgetreu nachbilden, inklusive klassischer Konfigurationen wie einem 486er mit SoundBlaster oder einem Pentium II mit 3Dfx-Grafik. Spiele laufen dadurch in einer Umgebung, die dem damaligen Originalsystem sehr nahekommt – inklusive authentischem Verhalten, Ladezeiten und Einschränkungen.
Der Vorteil liegt klar auf der Hand: PCem ermöglicht ein Spielerlebnis, das fast identisch mit echter Hardware ist. Gerade für Titel, die stark von der damaligen Hardware abhängig waren, kann das sehr wertvoll sein.
Der Nachteil: Die Einrichtung ist deutlich aufwändiger.
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Man benötigt die entsprechenden BIOS-Dateien alter Systeme.
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Konfigurationen müssen manuell vorgenommen werden.
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Die Emulation ist rechenintensiv und fordert auch auf modernen PCs viele Ressourcen.
PCem eignet sich daher weniger für den schnellen Einstieg, sondern eher für Nutzer, die ein möglichst authentisches Retro-Erlebnis suchen und bereit sind, Zeit in die Einrichtung zu investieren. Allerdings: Keine komische Lizenzen
Zum Tool: https://www.pcem-emulator.co.uk/